Titel: Graue Nebel unter Frankfurt
Autor: Jörg Erlebach
Genre: Urban Fantasy
Erscheinungsjahr: 2019
Verlag: Sadwolf
Einige Zeit ist vergangen seit Daniel Debrien, der Weltengänger, die dunklen Schergen eines mächtigen Dämons besiegte (siehe Rezension zu „Schwarze Schatten über Frankfurt“). Nun bahnt sich erneut einiges an Unheil für Daniel und seine Mitstreiter aus dem magischen Archiv namens Tiefenschmiede an. In den U-Bahn-Schächten unterhalb Frankfurts werden mehrere Leichen gefunden. Die vollkommen gefrorenen Körper geben den Ermittlern der Kriminalpolizei Rätsel auf. Da Komissar Julian Schwarzhoff um Daniels besondere Gabe weiß, bittet er den Weltengänger um Hilfe. Doch die Nachforschungen gestalten sich schwierig, denn die Ursache des Übels ist ein Schemen, eine rastlose Seele, die jeden, der ihr zu nahe kommt, in einen Eisblock verwandelt. Allein sie in den dunklen Tunneln unter der Stadt ausfindig zu machen, kostet bereits mehrere Leben. Und wieder sterben auch Unschuldige, die nichts von der anderen Welt voller Magie und mystischer Wesen wissen.
Zur selben Zeit nimmt eine geheimnisvolle Frau namens Kerry Morgan zur englischen Weltengängerin Pia Allington Kontakt auf. Sie benötigt die Hilfe des Bibliothekars der Tiefenschmiede, Zenodot. Dieser ließ vor Jahrtausenden, nach dem Brand der Großen Bibliothek von Alexandria, ein bestimmtes, magisches Buch verschwinden, da es dazu genutzt werden kann, einen mächtigen Dämon auf die Menschheit los zu lassen. Es scheint, als habe Kerry Morgans Herrin, die mächtige Göttin Morrigan persönlich, Interesse daran. Und ihr fehlen nur noch wenige Seiten, um den Bann zu brechen, der den Dämon gefangen hält.
So kämpfen Daniel und seine Verbündeten dieses Mal an zwei tödlichen Fronten. Nicht nur müssen sie dem Treiben einer verlorenen Seele Einhalt gebieten, die unter der Stadt ihr Unwesen treibt und nach ihrem verstorbenen Kind sucht. Sie müssen sich auch einer Göttin in den Weg stellen, deren Macht die ihre bei weitem übersteigt und die drauf und dran ist, die Welt ins Verderben zu stürzen…
Auch im zweiten Band seiner „Frankfurt-Saga“, verbindet Jörg Erlebach Aspekte der Frankfurter Stadtgeschichte mit der fantastischen Handlung um seinen mit übernatürlichen Kräften ausgestatteten Protagonisten Daniel Debrien. Dieses Mal erfahren wir vom tragischen Schicksal der Susanna Margaretha Brandt, die im Jahr 1772 in Frankfurt wegen Kindstötung hingerichtet wurde. In Erlebachs Erzählung nimmt sie den Part des ruhelosen Schemens in den Eingeweiden seiner Heimatstadt ein und hält Daniel und seine Freunde ganz schön in Atem. Auch begegnet uns im Buch der junge Johann Wolfgang von Goethe, der 1772 ebenfalls in Frankfurt weilte. Damit nicht genug, legen sich die Weltengänger obendrein auch noch mit einer Gottheit an, die schon in mehreren Zeitaltern und unter verschiedenen Namen ihr Unwesen trieb.
An Spannung fehlt es dem Buch also keineswegs, wenn Debrien und seine Mitstreiter durch dunkle Tunnel eilen, mal auf der Suche, mal auf der Flucht vor rachsüchtigen Geistern. Auch nicht, wenn die Schergen der rachsüchtigen Morrigan mit der Zeit näher und näher kommen und die rettende Hilfe zunächst einmal ausbleibt. Für eine gesunde Portion Witz sorgen indes die Kobolde aus der Tiefenschmiede, über die man im Buch auch etwas mehr erfährt als noch im ersten. Und auch ein Showdown, wie ihn der Leser bereits im ersten Teil erlebte, fehlt in „Graue Schemen unter Frankfurt“ natürlich nicht. Und so ist die logische Konsequenz der Lektüre dieser gelungenen Mischung aus lebendiger Vergangenheit und fantastischer Gegenwart erneut eine Leseempfehlung – und das nicht nur für Fans des Genres!