Hinter den Spiegeln so kalt

Autor*in: Liza Grimm
Genre: Urban Fantasy
Erscheinungsjahr: 2022
Verlag: Knaur

Finja hat alles verloren, was ihr im Leben Glück und Halt gegeben hat. Erst wurde ihr ihr Mann entrissen, dann verschwand ihre Tochter spurlos. Seitdem bestimmen Depressionen, Angstzustände und Selbstvorwürfe ihren Alltag. Doch da ist auch die Gewissheit, dass Hannah, ihre Tochter, noch am Leben ist. Verzweifelt wendet sich Finja schließlich an eine vermeintliche „Hexe“, die ihr von einer Freundin empfohlen wird. Dadurch stößt sie auf eine Spur, die offenbar zu Hannah führt, die jedoch vollkommen verrückt erscheint. Finja sieht in einer Art Vision eine Welt aus Eis und Schnee und eine Schwester, an die sie sich nicht erinnern kann. Dennoch fühlt sie sich in ihrem Verdacht bestätigt, dass Hannah noch lebt. In einer Welt hinter den Spiegeln, vor denen sie sich selbst seit frühester Kindheit fürchtet. Und Finja entscheidet, der Sache auf den Grund zu gehen, nicht ahnend, welche Geheimnisse hinter Hannahs Verschwinden stehen und wie sehr ihre eigene Welt, ihre ganze Realität, dadurch erschüttert werden wird…

Mit „Hinter den Spiegeln so kalt“ greift Liza Grimm viele Aspekte des Märchens von der Schneekönigin von Hans Christian Andersen auf. In ihrem gewohnt-griffigen, flüssigen Stil bringt die Autorin auf über 340 Seiten wieder einmal viel Spannung aufs Papier. Mit gut gesetzten stilistischen Mitteln und Kreativität gelingt es ihr, authentische Figuren zu schaffen und ihre Geschichte glaubhaft zu erzählen.
Was auf den ersten Blick als reiner Urban Fantasy Roman daher kommt, sprengt mit seinem Inhalt und seiner Botschaft aber schon bald die üblichen Grenzen eines solchen. Denn die Autorin setzt sich in ihrem Werk mit verschiedenen Problemen auseinander, mit denen Menschen in ihrem Alltag zu kämpfen haben. Trauer, Depressionen und Panikattacken sind nur ein paar davon. Eigentlich thematisiert der Roman nämlich das in unserer Gesellschaft deutlich zu wenig beleuchtete Problem sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen. Da wundert es nicht, dass man im Buch auch eine intelligent platzierte Trigger Warnung findet. Und auch ein Nachwort zur Thematik darf da nicht fehlen. Liza Grimm überzeugt in „Hinter den Spiegeln so kalt“ letzten Endes also nicht nur durch ihr Geschick als Autorin, sondern auch mit ihrer Intention, ihre Leserinnen und Leser für ein zwar schwer erträgliches, nichtsdestotrotz aber sehr wichtiges Thema zu sensibilisieren. Mit Erfolg. Ein Grund mehr, sich den gelungenen Roman einmal näher anzusehen.

Author: nickvs