Die Hexen von Edinburgh (Talus I)
Autor*in: Liza Grimm
Genre: Urban Fantasy
Erscheinungsjahr: 2020
Verlag: Knaur
Die junge Erin sollte eigentlich in Edinburgh studieren. Stattdessen führt sie Touristen auf Geistertouren zu den schaurigsten Stätten der alten schottischen Kapitale. Was sie dabei verdient reicht ihr gerade so zum Leben. Dann jedoch erscheint kurz nach einer Tour ein echter Geist, der sie brutal attackiert. Glücklicherweise ist ihr Kollege Leo zur Stelle, um ihr zu helfen. Was Erin da noch nicht weiß ist, dass Leo gar nicht Leo heißt, sondern Kaito. Und dass er dem Zirkel der Tarotleger angehört – einem von vielen Hexenzirkeln in der geheimen, magischen Unterwelt Edinburghs. Diese wird zeitgleich von Ereignissen in Atem gehalten, die die Grundfesten der magischen Welt erschüttern. Gerüchte werden laut, dass ein einzigartiges Artefakt aufgetaucht sei – der Würfel Talus, geschaffen von der vor Jahrhunderten verstorbenen Abaigeal Dubh – der mächtigsten Hexe, die jemals gelebt hat. Nicht nur rechtschaffene Hexen suchen nach ihm, sondern auch jene, die die bestehende Ordnung mit seiner Hilfe nach ihren Vorstellungen verändern wollen. Und so stolpern Erin und Kaito mitten in einen Konflikt hinein, der sie beide leicht das Leben kosten kann…
Talus kommt gefühlt ganz anders daher, als die meisten anderen Urban Fantasy Romane. Denn einerseits gibt es darin keine abgedroschene Schlüsselszene, in der – Bam! – der Protagonistin mit einem Mal die magische Welt offenbart wird. Erin kann sich aufgrund der Dinge, die ihr im Lauf der Handlung geschehen sind, schon denken, dass es da „Übernatürliches“ gibt, von dessen Existenz sie bis dato nur träumen bzw. sie erahnen konnte. Und sie hat da eine gewisse Affinität, die später sehr gut erklärt wird. Andererseits verzichtet der erste Teil der Reihe auf eine ausschweifende Lovestory zwischen den Protagonist*innen, was angesichts der Probleme, vor die sie gestellt werden, auch irgendwie unangebracht wäre. Klar ist da was, aber es bleibt eben einfach in einem realistischen Rahmen.
Schön dargestellt und mit vielen Details ausgeschmückt ist die magische Unterwelt, in der Hexen und Hexer nachvollziehbarer Weise leben (müssen). Nach weit über einem Jahrtausend voller Gräueltaten im Rahmen der Hexenverfolgung bis ins 19. Jahrhundert hinein ist ebenso verständlich, dass die magische Gesellschaft die normalen Menschen, die sie als „Ratten“ bezeichnet, nicht gerade lieb hat. Und dass die magische Welt um jeden Preis geheim bleiben muss.
Zusammenfassend gesagt ist der Roman, spannend und eloquent geschrieben, eine willkommene Abwechslung im Genre der Urban Fantasy. Sympathische Figuren mit teilweise großer Tiefe, nachvollziehbare Entscheidungen und Handlungen und eine unterhaltsame Rahmenstory runden das Buch zu einem ausgesprochenen Lesevergnügen ab, das dabei auch auf Klischee-Rollen größtenteils verzichtet. Es endet zwar recht abrupt mit einem guten Cliffhanger – aber keine Panik, der zweite Teil ist ja auch schon erschienen. Man darf gespannt sein, wie der Würfel im nächsten Teil fallen wird.