Das Lied der Kämpferin

Titel: Das Lied der Kämpferin
Autor: Lidia Yuknavitch
Genre: Science Fiction / Dystopie
Erscheinungsjahr: 2021
Verlag: btb

Nach einem verheerenden Krieg zweier großer Fraktionen ist die Erde ein öder und toter Ort, an dem es vielerorts nicht mehr viel mehr gibt als Staub, Schutt und Ruinen. Eine Gruppe von „Aufgestiegenen“ hat sich auf eine Raumstation gerettet, die den Namen Ciel trägt. Dort fristen die Überlebenden des mit Atomwaffen geführten Krieges ein bizarres Leben. Nach dem Verlust ihrer Haare und ihrer Geschlechtlichkeit sind viele dazu übergegangen, ihr Äußeres durch sogenannte „Hautveredelungen“ zu verändern, die ihre blasse Haut zieren. Mit Kauter und anderen Werkzeugen verwandeln sich die Bewohner Ciels so teilweise zu lebenden Kunstwerken. Doch ihre Zivilisation stirbt, da es keine Kinder mehr gibt. Christine ist eine der Künstler*innen, die mit ihrer Arbeit die Geschichte der Menschen auf blassen Körpern verewigen. Doch sie ist auch eine Rebellin, die sich mit ihrem Schaffen gegen den Führer der Aufgestiegenen, Jean de Man, auflehnt und bereit ist, viel dafür zu bezahlen…

Auf der toten Erde fristet die von Kämpfen und Feuer gezeichnete Joan ein einfaches, trostloses Leben. Einst war sie die Auserwählte, der all diejenigen folgten, die sich gegen Jean de Man und seine neue Weltordnung stellten. Doch sie wurde besiegt und sollte auf dem Scheiterhaufen sterben. Wie durch ein Wunder überlebte sie, Kraft ihrer Verbindung mit der Erde selbst, dem Lied, das sie in sich trägt und dass ihr ungeahnte Kräfte gibt. Mehr, als sie selbst ganz begreifen kann. Als die Schergen Jean de Mans ihre Begleiterin und Freundin Leone nach Ciel entführen, muss Joan, die seit ihrer Kindheit nichts anderes kannte als den Kampf, ein weiteres Mal gegen die Aufgestiegenen ins Feld ziehen. In der von grausamen Experimenten gezeichneten Nyx findet sie eine Art Verbündete. Und so kommt es schließlich zum finalen Gefecht auf Ciel, mit dem das Schicksal der Menschheit neu geschrieben wird…

„Das Lied der Kämpferin“ ist eine bizarre Erzählung in teilweise derber Sprache, die auf den ersten Blick fremdartig und verwirrend wirkt. Zu absurd sind viele Aspekte des darin geschaffenen Settings, zu abstoßend und grausam manche Details. Starke weibliche Figuren bestimmen die Handlung – und das weitaus mehr, als man zunächst denkt. Sie sind es, die in einer trostlosen, von Verlust, Tod und Zerstörung gezeichneten Zukunft für eine gerechte Sache kämpfen, koste es, was es wolle. Dieser Kampf wird nicht immer mit Waffen geführt, sondern auch mit Worten, mit Kunstformen, mit geheimnisvollen Kräften. In die Geschichte ist viel Symbolik eingewebt, sowie eine gehörige Portion Feminismus, die letztendlich ein großes Gesamtbild ergeben. Das Buch erinnert in Teilen an Romane wie „Schwarzer Leopard, roter Wolf“, hat Parallelen zur Geschichte der Jeanne D’Arc und sticht auch durch den Schreibstil der Autorin unter anderen gegenwärtigen Veröffentlichungen hervor. Insgesamt auf seine Weise interessant und flüssig, andererseits aus verschiedenen Gründen eher schwere Kost und irgendwie diffus. Wer damit kein Problem hat, wird dem Buch sicher einiges abgewinnen.

Author: nickvs

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