Titel: Kingsbridge – Der Morgen einer neuen Zeit
Autor: Ken Follett
Genre: Historischer Roman
Erscheinungsjahr: 2020
Verlag: Lübbe
England kurz vor dem Jahr 1000. Bei einem Überfall auf die kleine Stadt Combe stirbt die große Liebe des jungen Bootsbauers Edgar. Auch sein Vater überlebt den Angriff der Wikinger nicht. Edgars Familie, die beinahe alles verloren hat, muss Combe nun verlassen. Durch die zweifelhafte Gnade des Bischofs Wynstan von Shiring erhalten Edgar, seine Mutter und seine beiden Brüder ein kleines Stück Land bei einem Weiler, den man „Drang’s Ferry“ nennt. Dort erlebt die Familie harte Monate, bis sie sich eingelebt und Haus und Ackerland nutzbar gemacht hat. Doch Edgar ist erfinderisch. Er arbeitet hart und viel, um seiner Familie zu etwas Wohlstand zu verhelfen. Erneuert die Fähre vor Ort, drainiert die Felder und ist auch in anderer Hinsicht immer wieder erfinderisch.
Zur gleichen Zeit lernt die junge Adlige Ragna in der Normandie ihren zukünftigen Ehemann kennen: Wilwulf, den Alderman von Shiring. Um ihn zu heiraten, reist sie wenig später nach England. Doch dort ist sie nicht so willkommen, wie sie dachte. Denn Wilwulf hat bereits einen erwachsenen Sohn mit einer Frau, die er verstoßen hat. Seine Mutter empfängt Ragna mit wenig Wärme und auch die beiden Brüder Wilwulfs sind viel eher skrupellose Halsabschneider als angenehme Gesellschaft. Ragna muss um ihre Stellung als Frau des Aldermans kämpfen, wenn sie nicht abgedrängt werden will.
Der junge Aldred, seines Zeichens Mönch und begeisterter Freund von Literatur, kämpft zeitgleich darum, eine kleine Bibliothek im heimischen Kloster aufbauen zu dürfen. Doch seine Ideen stoßen nicht bei allen seinen Brüdern auf Liebe und nach dem Tod seines Abts schickt man ihn fort, ein kleines, herunter gekommenes Stift zu leiten.
„Kingsbridge“ erzählt eine von mehreren ProtagonistInnen getragene, große und umfangreiche Geschichte. Zentrales Motiv ist der klassische Schlagabtausch Gut gegen Böse, diesmal in der frühmittelalterlichen Welt Englands zur Zeit der Raubzüge der Wikinger. Und wieder einmal gibt Ken Follett dabei tiefe Einblicke in die Gesellschaft jener Zeit, in der die Mächtigen ihre Stellung missbrauchen, um ihre Ziele zu erreichen, in der das einfache Volk oftmals um seine Existenz fürchten muss und die Tyrannei Einzelner ganze Landstriche zugrunde richtet. Doch weder Edgar, noch Ragna, noch Aldred lassen sich von Rück- und Schicksalsschlägen in die Knie zwingen. Die Schicksale der drei verbindet der Autor in seinem Roman zu einer ebenso abwechslungsreichen wie spannenden und detailreichen Geschichte, die vorigen Werken Folletts um nichts nach steht. Auf über 1000 Seiten entfaltet die Erzählung ihre umfangreiche Handlung, die über etliche Jahre hinweg angesiedelt ist. Längen hat das Buch dabei kaum. Für alle Fans von Ken Follett ist es folglich ein weiterer Leckerbissen, für alle Liebhaber historisch-authentischer Romane Pflichtlektüre.
