Sturm über Windhaven

Autor: Lisa Tuttle / George R. R. Martin
Titel: Sturm über Windhaven
Genre: Fantasy / Science Fiction
Erscheinungsjahr: 1981
Verlag: Penhaligon

Windhaven ist eine Inselwelt, dessen Meere von Stürmen geplagt und voller gefährlicher Wasserwesen sind. So haben die Menschen sich vor vielen, vielen Generationen mithilfe metallener Flügel in die Lüfte erhoben, damit der Kontakt zwischen den Inseln nicht abbricht. Die Flieger bilden seitdem eine Art Elite der Gesellschaft, übermitteln Botschaften zwischen den Inseln und treffen sich auf hohen Felsen, die mitten im Nirgendwo aus dem Meer ragen.
Die kostbaren Flügel werden von Generation zu Generation in den Fliegerfamilien weiter gegeben, an das erstgeborene Kind. Die junge Maris muss ihre Flügel deshalb bald abgeben, denn sie ist nur die Adoptivtochter ihres Vaters – und dessen Sohn erreicht nun das Fliegeralter. Doch Maris rebelliert, sie will sich damit nicht abfinden. Vor allem nicht, weil ihr Bruder gar nicht fliegen will, sondern lieber einer der Sänger werden, die zwischen den Inseln umher reisen und auf Festen und Versammlungen ihre Lieder spielen. Als Maris die Flügel stiehlt, wird eine Versammlung einberufen, die über ihre Zukunft entscheiden soll…

In „Sturm über Windhaven“ erzählen Lisa Tuttle und George R.R. Martin im Grunde die in drei Teile unterteilte Lebensgeschichte von Maris von Amberly. Der Leser lernt zunächst die junge Maris kennen, die sich gegen die Tradition ihrer Vorväter auflehnt. Dann erlebt er Maris im zweiten Teil als erwachsene Frau, die viele Kämpfe auszutragen hat und ein abenteuerliches Fliegerleben lebt. Im letzten und dritten Teil ist Maris schließlich bereits in die Jahre gekommen, nimmt es aber dennoch mit einer brutalen Obrigkeit und ihren Gegnern unter den Fliegern auf, als die Rechte und Privilegien der Flieger in Frage gestellt werden.
Ganz nebenbei erfährt man, dass die Menschen wohl einst mit einem Raumschiff nach Windhaven kamen und abstürzten. Aus dem demontierten Schiff entstanden die hochentwickelten Metallflügel, um die sich die Geschichte im Buch ständig dreht. Fliegen bedeutet alles, nicht nur für die Protagonistin, sondern auch für alle, die dem Himmel jemals nahe gekommen sind.

Die im Buch beschriebene Welt hat sehr großes Potenzial, Schauplatz großer Abenteuergeschichten zu sein. „Sturm über Windhaven“ beschränkt sich allerdings auf ein paar spannende Schlüsselmomente und beschreibt sonst recht ausführlich den Alltag einer einfachen, verstreut lebenden Gesellschaft. Das Fliegen und die dabei empfundenen Gefühle stehen die meiste Zeit im Mittelpunkt, denn der Himmel bedeutet eine Freiheit, die die „Landgebundenen“ – Menschen ohne Flügel – niemals haben können. Das Buch ist auf seine ganz eigene Art etwas Besonderes, wenngleich man darin keine epischen Schlachten oder großartigen Abenteuer findet, wie man sie von anderen Werken Martins kennt. Das muss aber kein Nachteil sein, denn manchmal ist bekanntlich weniger mehr und wer das große Theater nicht braucht, wird in diesem Werk eine unterhaltsame Lektüre mit einer sympathischen Protagonistin finden, die am Ende auf ein sehr bewegten Leben zurückblickt.



Author: nickvs

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