Die Augen der Medusa I
Autor*innen: Emilie von Drachenfels
Genre: Dystopische Fantasy
Erscheinungsjahr: 2024
Verlag: Selfpublishing

Etherion ist eine beeindruckende Metropole, die das Antlitz des Landes beherrscht. Hier paaren sich Magie und Technologie zu einer einzigartigen Kombination, die Macht und Wohlstand erschaffen, aber auch ihre Schattenseiten hat. Die Kunst und Kultur erblühen, aber auch verkommen lässt. Wie überall, wo Menschen zusammenleben, gibt es hier Arm und Reich, Mächtig und Ohnmächtig, Gut und Böse. Die junge Mechanikerin Elara, die ihre Gliedmaßen als Kind bei einem Unfall verloren hat, ist ein Sinnbild der Technologiebegeisterung ihrer Heimatstadt, denn sie lebt und arbeitet mit mechanischen Armen und Beinen. Tagsüber wartet sie die großen Stahlungetüme in den Maschinenhallen Etherions und repariert feine Gerätschaften, des Nachts begibt sie sich hin und wieder auf Entdeckungstouren durch das brodelnde Leben der Metropole, gemeinsam mit ihrer Freundin Maribel, einer Schauspielerin mit künstlerischer Seele. Doch während man im Senat Etherions über Einwanderungsbestimmungen debattiert und über das Schicksal von Flüchtlingen aus dem umliegenden Ödland, über den Schutz der eigenen Kultur und Lebensart, zieht ein stummer Schrecken von ungeahntem Ausmaß über der Stadt herauf. Der Glasflor, eine uralte Macht aus den Tiefen unter der Stadt, ist im Begriff, all ihre Bewohner in kristalline Kunstwerke zu verwandeln. Etherion scheint dem Untergang geweiht. Gemeinsam mit ihren Freunden nimmt Elara den Kampf gegen diese Bedrohung auf und erhält dabei auch Hilfe vom Erzregenten Etherions persönlich. Doch auch sie wurde bereits vom Glasflor berührt, allerdings anders als die vielen Toten, die ihm zum Opfer fallen. Und ihre Zeit könnte jeden Moment ablaufen…
„Der Ewige Palast“ ist anders als andere Fantasyromane. Nicht nur, weil Emilie von Drachenfels in einem wortreichen, überaus blumigen, teils aber auch schonungslosen Stil erzählt. Sondern auch, weil der Roman viele verschiedene zeitgenössische Themen aufgreift. Eine ausgeprägte Gesellschaftskritik, die Behandlung zeitgenössischer Konfliktursachen wie Migrationspolitik, aber auch menschliche Abgründe, zentrale Fragen unserer Existenz und die nach den Grenzen zwischen Mensch und Maschine, sowie die nach den Folgen der zunehmenden Verbindung beider seien als ein paar davon genannt. Die Autorin verzichtet gänzlich auf kämpferische Action und setzt stattdessen auf Gefühle wie Lebensfreude, aber auch Leid, hier und da etwas Erotik und eine Reihe intellektueller Gespräche zwischen den Protagonist*innen. Dabei ist der Roman, der mit dem träumerischen Zauber einer abendlichen Theateraufführung beginnt, keinesfalls leichte Kost, wie schon die Trigger Warnung vorn im Buch ankündigt. Denn je länger die Geschichte andauert, desto mehr Hässliches bringt die Autorin durch einige der auftretenden Figuren zum Vorschein, desto bedrückender wird die Atmosphäre im Buch und desto mehr Wahnsinn, Tod und Zerstörung treten zutage. Legt man den gut 430 Seiten umfassenden Band schließlich beiseite, bleiben viele Eindrücke, aber auch viele Fragen. Und auch dadurch ist „Der Ewige Palast“ ein Fantasyroman außerhalb der Norm, der sicher seine Fans finden wird.