Titel: Hüter der Feder
Autor: L. T. Ayren
Genre: Fantasy
Erscheinungsjahr: 2020
Verlag: Franzius Verlag
Im Königreich von Erbess ist die Thronfolge auf eine besondere Art und Weise geregelt. Zwei Wettstreiter werden bestimmt – einer vom König selbst und einer durch das Los – die um die Krone kämpfen müssen, indem sie besondere Aufgaben erfüllen. Derjenige, der als Erster erfolgreich heimkehrt, gewinnt den Wettstreit. Unnötig zu sagen, dass die Könige ihre Kandidaten natürlich immer aus ihrem eigenen Umfeld wählen und dass deren Aufgabe deutlich einfacher zu lösen ist als die der zufällig Erwählten aus dem einfachen Volk…
Eines Tages wird der arme Tagelöhner Thal durch das Losverfahren bestimmt. Antreten soll er gegen den adligen Buko, einen Verwandten des regierenden Herrschers. Und während Buko lediglich das bestehende Bündnis mit dem benachbarten Volk des Waldes erneuern soll, erhält Thal die Aufgabe, das lange verschollene Wolkenvolk zu finden. Dessen Angehörige wurden in Erbess derart lange nicht mehr gesehen, dass sie schon zum Reich der Sagen und Legenden gezählt werden.
In Begleitung eines geheimnisvollen Alchemisten und seines besten Freundes Gingst macht sich Thal auf, eine unlösbar wirkende Aufgabe zu bewältigen. In den Tagen, die folgen, muss er sich nicht nur seinen Ängsten stellen, sondern auch der eigenen Vergangenheit um dem Geheimnis um seine Herkunft und Identität. Und zu allem Überfluss heftet sich ihm der durchtriebene Buko an die Fersen, um dafür zu sorgen, dass Thal niemals wieder heimkehrt…
Mit „Hüter der Feder“ stellte der aus Aalen stammende Autor L. T. Ayren im März 2020 seinen ersten Fantasyroman vor. Das beim Bremer Franzius Verlag erschienene Buch legt einen inhaltlich interessanten Start hin und baut rasch eine gehörige Portion Spannung auf. Der Leser lernt den etwas schüchternen, unbedarften Tagelöhner Thal kennen, dem mit einem Mal weitaus mehr Aufmerksamkeit zuteil wird, als er sich selbst wünschen würde. Das Schicksal wirft ihn mitten hinein in ein Abenteuer, dem er anfangs kaum gewachsen ist. Entsprechend hat man beim Lesen oft das Gefühl, dass Thal weitaus häufiger „Dinge passieren“, als dass er selbst sein Schicksal in die Hand nimmt. Zu seinem Glück hat Thal von Anfang an Hilfe auf seinem Abenteuer – die er angesichts der ihm begegnenden Gefahren auch bitter benötigt.
L. T. Ayren hält in „Hüter der Feder“ außerdem die eine oder andere Überraschung bereit, denn er beschreibt keine „typische“ Fantasy-Gesellschaft, wie man sie aus vielen anderen Romanen kennt. Einige Dinge laufen in Erbess anders – und werden zu zentralen Säulen der Geschichte, die mehrmals unvermittelt Wendungen nimmt. Ein bisschen wirkt die Erzählung hier und da noch leicht konstruiert und das Werk trägt deutliche Züge eines Erstlings. Dennoch gelingt Ayren eine in sich geschlossene, abwechslungsreiche Erzählung mit vielen verschiedenen Figuren und einem gelungenem Ende, das seinen Protagonisten noch einmal sprichwörtlich bis aufs Blut fordert und an dem alle Erzählstränge zusammengeführt werden. Und wirklich zu Ende ist das Abenteuer eigentlich noch nicht, denn eine Fortsetzung ist bereits in Arbeit.