Titel: Ich bin Gideon
Autor: Tamsyn Muir
Genre: Science Fiction
Erscheinungsjahr: 2020
Verlag: Heyne
Gideon Nav ist auf dem Planeten des Neunten Hauses, wo sie einst als Waise aufgenommen wurde, alles andere als glücklich. Schon unzählige Male hat die junge Kämpferin versucht, den Anhängern des ihrer Meinung nach total verstaubten, nekromantischen Totenkultes um die Verschlossene Gruft zu entfliehen, um endlich der Kohorte beizutreten. Dort will sie an der Front für das Imperium kämpfen. Leider sind alle ihre bisherigen Fluchtversuche kläglich gescheitert. Und auch der neuste ist nicht von Erfolg gekrönt, im Gegenteil: Gideon wird in letzter Minute erwischt und von ihrer Lieblingsfeindin Harrowhark Nonagesimus für eine wichtige Mission rekrutiert. Die Erbin des Neunten Hauses braucht sie dringend als Leibwächterin. Denn der Imperator hat zu einem Wettstreit der Häuser gerufen, dessen Sieger ihm fortan als Lyktoren dienen sollen – eine größere Ehre gibt es im Universum kaum…
Kurzerhand brechen Harrowhark und Gideon also auf zum Ersten. Dort angekommen findet sich Gideon mit der Blüte der imperialen Herrscherhäuser konfrontiert. Eine Gruppe von Nekromanten und Klingenmeistern, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnte. Teils scheinbar freundlich und aufgeschlossen, teils reserviert und überheblich, teils unheimlich und von beeindruckendem Ruf. Doch schon nach kurzer Zeit wird klar, dass jemand ein böses Spiel treibt. Denn es geschehen grausame, grauenhafte Morde. Nun müssen sich sogar Harrowhark und Gideon zusammenraufen, um nicht gemeinsam ein äußerst unschönes Ende zu finden und den Mördern auf die Spur zu kommen. Ob ihnen das gelingt? Die Alternative wäre sehr wahrscheinlich sehr blutig und unschön…
Tamsyn Muirs Roman ist keinesfalls ein typischer Science Fiction Roman. Die teilweise sehr schräge und mit makaberem Humor gewürzte Geschichte Gideon Navs ist anders, in jeder Hinsicht. Allein schon die Kombination von „Nekromanten im Weltraum“ ist interessant und erinnert entfernt an diverse Romane aus dem Warhammer 40k Universum. Doch Muir geht noch einmal deutlich weiter. Im Roman trifft man auf jede Menge stumme Skelett-Diener, eine mehr oder minder dahin siechende Gesellschaft von Todesanbetern (Der Weg ist das Ziel) und diverse düstere Gestalten, die mit ihren Kräften aus kleinsten Knochensplittern ganze Armeen von Untergebenen oder Monstren erschaffen können. Wieder andere, die ihren Widersachern die Seelen anzapfen oder absaugen oder gigantische Konstrukte aus toter Materie und Asche erschaffen. Und mittendrin Gideon, die das alles eigentlich meistens nervig, unangenehm oder verwirrend empfindet und Sarkasmus und Antipathie freien Lauf lässt.
Über mehr als 600 Seiten nimmt die Spannung im Wettstreit der Häuser um die freien Plätze als Lyktoren des Imperators immer mehr zu und gerät gegen Ende des Buchs eher zu einem Kampf ums nackte Überleben. Denn schließlich offenbart sich der Drahtzieher hinter den diversen Todesfällen. Was folgt, ist ein Endkampf, der sich gehörig gewaschen hat und die Fundamente des Ersten Hauses sprichwörtlich erschüttert.
Eines ist bei diesem Roman sicher: Aus einem solchen Spektakel kommt niemand unversehrt heraus! Und so wird am Ende auch nur ein kleines Grüppchen den Wettbewerb überleben. Mit diesen haben der Imperator und Tamsyn Muir allerdings wohl noch einiges vor, denn zwei weitere Bände sind bereits in Vorbereitung. Und so geht diese großartige Geschichte am Ende wohl erst so richtig los…