Titel: Der Metropolist
Autor: Seth Fried
Genre: Science-Fiction
Erscheinungsjahr: 2019
Verlag: Heyne
Henry Thompson ist ein begeisterter und zuverlässiger Mitarbeiter des US-amerikanischen Bundesamts für kommunale Infrastruktur, kurz BKI. Dass ihn viele seiner Kollegen wegen seiner extremen Genauigkeit und Konformität im Bezug auf Regeln, Gesetze und Bestimmungen als Korinthenkacker sehen, fällt ihm gar nicht auf. Denn Henry ist wirklich zufrieden mit dem, was er tut. Nach dem frühen Verlust seiner Eltern ist das Amt quasi sein Zuhause, sein Mentor und Chef eine Art Vaterfigur, zu der er aufsieht.
Doch dann gibt es einen Anschlag auf die Zentralen des BKI. Ein eingeschleuster Computervirus lässt die komplette IT-Infrastruktur zusammenbrechen und sorgt für Chaos in der Behörde. Und das nicht nur an Henrys Arbeitsplatz, sondern auch am Sitz des BKI in Metropolis, der größten und berühmtesten Stadt der USA.
Nachdem sich der Kontakt zu den Kollegen in Metropolis nicht mehr herstellen lässt und das dortige Gebäude den Medien zufolge in sich zusammenstürzte, entscheidet Henrys Boss, ihn dorthin zu schicken, um die Geschehnisse inoffiziell zu untersuchen. Dazu stellt er ihm einen besonderen Partner zur Seite: OWEN, die quasi „fleischgewordene“ KI des Bundesamtes für kommunale Infrastruktur. Mithilfe modernster Projektionstechnik und anderer Gadgets ist dieser Supercomputer in der Lage, wie ein Mensch aufzutreten – oder in jeder anderen Form, die ihm in den Sinn kommt. Zum Beispiel als sprechender Hund. Da Owens Einführung in die menschliche Kommunikation darin bestand, dass sich sein Schöpfer mit ihm unterhielt und sie gemeinsam diverse Gangsterfilme ansahen, ist die Sozialkompetenz der Maschine allerdings ein wenig „speziell“.
In Metropolis angekommen muss Henry schnell von seinem Plan Abstand nehmen, die Vorfälle auf regelkonforme Art und Weise zu untersuchen. Denn rasch sind ehemalige Kollegen hinter ihm her, die ihn auf einmal umbringen wollen. Und auch OWENS teilweise aberwitzige Ermittlungsmethoden und sein Auftreten sorgen für einiges Chaos.
Während die beiden also versuchen, sich zusammen zu raufen um weitere drohende Anschläge zu verhindern und die gemeingefährlichen Pläne des ehemaligen Standortleiters des BKI zu entlarven, erleben sie eine Reihe abgedrehter und teilweise lebensgefährlicher Dinge. Fast könnte man meinen, Henry und OWEN stünden einem Supergangster gegenüber, dessen Organisation und Ziele aus einem James Bond Abenteuer entsprungen sein könnten. Ob es ihnen gelingt, ihre Mission zu einem erfolgreichen Ende zu bringen, bleibt angesichts der Übermacht des „Feindes“ bis zuletzt fraglich. Und das nicht nur, weil OWEN noch immer an den Folgen des Computervirus leidet…
Seth Fried gelingt mit „Der Metropolist“ meiner Meinung nach ein unterhaltsames Debüt im Bereich der Science-Fiction Literatur. Sein Schreibstil und die von ihm ersonnene Zukunftsvision bilden eine solide Grundlage für eine gute Geschichte. Die Spannungen und Unterschiede zwischen dem über-korrekten Henry Thompson und seinem ständig aus der Spur tanzenden Supercomputer mit virtuellem Alkoholproblem und übersteigertem Ego sorgen für so manches Schmunzeln und einige Lacher. Die teilweise absurden Situationen, in die die beiden geraten – oder sich selbst bringen – tragen ihrerseits zur guten Unterhaltung bei, die das Buch bietet. Und das obwohl – oder vielleicht gerade weil – die beiden Protagonisten alles andere als Helden sind.
Somit kann ich „Der Metropolist“ mit gutem Gewissen empfehlen. Neben SciFi-Fans könnte das Buch auch für alle interessant sein, die sich gern mit Zukunftsvisionen moderner Städte beschäftigen.