Wikinger-Krieger I
Autor*in: Jürgen Bärbig
Genre: Historischer Roman
Erscheinungsjahr: 2021
Verlag: Lübbe
Im späten 9. Jahrhundert hat König Harald Schönhaar die Nordleute Norwegens unter seinem Banner vereint. Doch nicht alle beugen sich der neuen Ordnung. Plündernd, mordend und brandschatzend segeln diejenigen entlang der Küste, die gegen Harald aufbegehren. Allen voran Varl Bluttrinker, der keine Gnade mit den Getreuen des Königs kennt. Schließlich werden im Auftrag Haralds Schiffe entsandt, um die Mordbrenner zu finden und ihnen Einhalt zu gebieten. Unter jenen, die zur Jagd aufbrechen, sind auch die beiden Brüder Kjelvar und Thorvik. Doch während ihrer Abwesenheit wird ihr Dorf von Varl überfallen, der Kjelvars schwangere Frau raubt. So wird aus einem Auftrag des Königs eine persönliche Angelegenheit, denn weder Kjelvar noch Thorvik werden klein beigeben, ehe ihre Familie wieder vereint ist…
Jürgen Bärbig malt in seiner Romanreihe ein ungeschöntes Bild eines frühmittelalterlichen Skandinaviens, in dem ausschließlich das Recht des Stärkeren galt und Gewalt an der Tagesordnung war. Eine Zeit des Umbruchs, der Christianisierung und der Machtkämpfe zwischen einflussreichen Männern. Von Anfang an ist die Erzählung von Konflikten gezeichnet, denn Kjelvar und Thorvik sind keineswegs von allen geschätzte oder geachtete Männer. So haben sie nicht nur gegen ihre wahren Feinde zu kämpfen, sondern auch gegen die Missgunst einiger ihrer Mitstreiter und jener, die eigentlich ihre Verbündeten sein müssten. Immer wieder entgehen sie im Laufe der Handlung nur durch pures Glück dem Tod, während sie sich auf ihr Ziel zu kämpfen, Varl Bluttrinker zur Strecke zu bringen. Nach einer Weile findet der Roman seinen ganz eigenen Rhythmus, während die Handlung zwischen verschiedenen Strängen hin und her springt und schließlich auf den Höhepunkt zu läuft. Dieser besteht, wie könnte es anders sein, natürlich auch wieder aus einer blutigen Schlacht. Dies ist allerdings keine Schwäche des Buchs, sondern schlicht eine logische Konsequenz der Handlung.
Es dauert ein wenig, bis man mit den Figuren im Roman warm wird. Dann jedoch nimmt man diese als recht authentisch wahr. Eben nicht als unbesiegbare Helden, sondern als normale Männer und Frauen mit Stärken und Schwächen, die nicht jede ihrer Schlachten gewinnen können und auch auf die Hilfe Anderer angewiesen sind, um nicht zu scheitern.
Unterm Strich ist „Die Rache des Kriegers“ ein spannender und unterhaltsamer Historienroman, der natürlich nicht ohne viele gängige ‚Wikinger-Klischees‘ auskommt, bei dem sie aber auch nicht stören. Der Autor hält seine Leserschaft auf über 400 Seiten mit viel Action auf Trab, findet aber auch Zeit, die menschliche Seite seiner Figuren auszuleuchten und Einblicke in ihre Lebensweise und Religion zu geben. Eine Runde Sache also, die bei allen Wiki-Fans und all jenen Anklang finden dürfte, die das Frühmittelalter und eine kämpferische Gangart mögen.