Autor*in: Eleanor Bardilac
Genre: Fantasy
Erscheinungsjahr: 2021
Verlag: Knaur
In der prächtigen Stadt Vhindona ist alles Magische streng reglementiert. Wer über die Gabe der Magie verfügt, wird staatlich kontrolliert und harte Strafen stehen auf die unerlaubte Ausübung oder darauf, mithilfe magischer Kräfte Bürgern zu schaden. Die junge Aurelia ist eine von vielen jungen Frauen in der Oberschicht, deren Fähigkeiten von ihrer Familie geheim gehalten werden, um nicht etwa gesellschaftliches Ansehen einzubüßen. So ist sie lange in ihrem Elternhaus eingesperrt, bis sie eines Tages Zeugin eines Verbrechens wird. Eines weiteren Mordes in einer seit einiger Zeit verübten Serie ritueller Tötungen, deren Hintergründe noch immer völlig im Dunkeln liegen. Um ihre Gabe kontrollieren zu lernen wird die junge Frau dem mächtigen Nekromanten Marius Cinna zugeteilt, der nicht nur über unermessliches Wissen über das Wesen der Magie und ihrer Anwendung verfügt, sondern auch ein dunkles Geheimnis hütet. Als Aurelie eines Tages dahinter kommt, welches Spiel ihr Meister spielt, muss sie sich entscheiden, auf wessen Seite sie im Leben stehen will – der der Magie oder der ihrer Eltern…
Auf den ersten Blick wirkt Eleanor Bardilacs Buch wie eine Art Fantasy-Kriminalroman. Doch bei näherem Hinsehen wird schnell klar, dass es weit mehr als das ist. Tatsächlich rückt die Rahmenhandlung um die Ritualmorde schon nach relativ kurzer Zeit in den Hintergrund. An ihre Stelle treten die Ausbildung der Protagonistin, ein detailreicher Ausflug in magische Künste, Praktiken und Lehren. Hierbei trifft man als Leser*in auf eine Reihe ebenso sympathische wie auch skurrile Figuren, während die Autorin Aurelias persönliche und magische Entwicklung und ihre Fortschritte beschreibt. Auch Meister Marius tritt mehr und mehr ins Zentrum der Erzählung und erhält ein großes Maß an Tiefe. Bei alledem greift die Autorin unterschiedlichste Aspekte der Gesellschaft Vhindonas auf, behandelt nicht nur Probleme wie Rassismus oder Ressentiments gegen Minderheiten, sondern auch traditionelle Geschlechterrollen und deren Überwindung, Geschlechteridentität und queere Themen und webt all dies kunstvoll in ihre Erzählung ein. Am Ende kehrt dann die Mordserie wieder zurück ins Zentrum der Geschichte, als es zum Showdown gegen mächtige Gegner geht.
„Knochenblumen welken nicht“ ist definitiv kein nach Schema F geschriebener Roman, allerdings auch keine allzu actiongeladene Geschichte, sondern in verschiedener Weise anders. Hier spielen Gefühle und Gedanken eine größere Rolle als Gewalt, schaut man ins Innerste der Romanfiguren und direkt in das Antlitz der Magie. Und obendrein ist das Ende des Romans wirklich gut gelungen. Wer das Thema Magie in Fantasyromanen mag und auf Kämpfe großteils verzichten kann, wird mit diesem Roman sicher ein Liebhaberstück finden.