Autor: Mark Uwe Kling
Genre: Dystopie / Satire
Erscheinungsjahr: 2017
Verlag: Ullstein
In nicht allzu ferner Zukunft leben die Menschen in „Qualityland“ ein Leben der Superlative. Sie sind die glücklichsten, zufriedensten und privilegiertesten Bewohner des Planeten – während in allen anderen Nationen, den sogenannten „Quantityländern“ alles viel, viel schlechter ist. In Qualityland wird der soziale Status durch das persönliche Level jedes Einzelnen bestimmt, das man als guter, gesetzestreuer Bürger erhöhen kann, das sich eben aber auch verringert, je nachdem, was man so tut oder lässt. Zusätzlich erstellen hochmoderne KIs ein Profil jedes Einzelnen, um ihm in jeder Situation und für alle Situationen angemessene Angebote machen zu können. Alle BewohnerInnen Qualitylands tragen Nachnamen, die vom Beruf eines ihrer Elternteile abhängig sind.
Ein Bewohner Qualitylands ist der vom Pech verfolgte Peter Arbeitsloser, der als selbstständiger Maschinenverschrotter einen kleinen Laden betreibt. Sein sozialer Status ist schon an sich nicht sonderlich hoch und sinkt noch weiter, als ihn seine Freundin für einen anderen Mann verlässt, der ihr von der Kuppel-App „Qualitypartner“ als besserer Lebensgefährte vorgeschlagen wurde. Peter, nun offiziell als „Nutzloser“ eingestuft, ist damit an einem Tiefpunkt angelangt. Völlig außer sich gerät Peter, der bei diversen Schicksalsschlägen bislang ruhig geblieben war, als ihm eine Drohne von „The Shop“, dem KI-Gestützten Versandhaus Qualitylands, ein Geschenk überreicht. Der Inhalt ist als etwas ausgewiesen, dass sich Peter angeblich wünscht. Das Paket enthält allerdings einen rosa Delfin-Vibrator, etwas, womit Peter nun wirklich gar nichts anfangen kann. Er beschließt, das Gerät zurückzugeben und will sein Profil bei „The Shop“ korrigieren lassen. Beim Versuch stößt er auf ungeahnte Schwierigkeiten, die die Absurdität des ganzen Systems erst recht offenbaren und ihn Hals über Kopf in das Abenteuer seines Lebens stürzen…
Auf höchst amüsante Art und Weise überspitzt Mark Uwe Kling in seinem Buch alle möglichen Probleme, die eine größtenteils KI-gesteuerte, voll digitalisierte Gesellschaft mit sich bringt. In „Qualityland“ stoßen wir auf die Nachteile sozialer Netzwerke, gläserner Kunden und automatisierter Scripts, die alle Einfluss auf das Leben der Menschen nehmen. Eine herrlich-schräge Satire, angesiedelt in einer Art „Überwachungsmarktwirtschaft“, in der kaum noch jemand eigene Entscheidungen trifft. Ein klein wenig kann einem bei der Lektüre schon anders werden – denn allzu weit sind wir von vielem, was uns im Buch begegnet, eigentlich nicht mehr entfernt. Dadurch schärft es aber nur umso mehr den Blick für Probleme, die wir mit Sicherheit nicht haben und Situationen, in die wir mit Sicherheit nicht geraten wollen, nur weil wir zu sehr auf Technik vertrauen. „Qualityland“ sorgt für einige Stunden großartige Unterhaltung, zahllose Lacher und Schmunzler und enthält auch Anspielungen auf frühere Werke Klings, wie zum Beispiel die Känguru-Chroniken. Ein rundum gelungenes Werk, das auch als vom Autor selbst gelesenes Hörbuch zu haben ist.