Das Zweigesicht
Autor: Patrick Hertweck
Genre: Historischer Jugendroman / Fantasy
Erscheinungsjahr: 2021
Verlag: Thienemann-Esslinger Verlag
London im Jahr 1888: In der Hauptstadt des weltumspannenden Empire geschehen des nachts brutale Morde. Jack, der Ripper, geht um und die Londoner Polizeikräfte sind weit davon entfernt, ihm irgendwie auf die Spur zu kommen. Anders der junge Melvin, ein einfacher Straßenjunge mit bewegter Vergangenheit, der alle Opfer persönlich kannte. Einst lebte er mit ihnen unter einem Dach. Als schließlich auch das Mädchen seines Herzens getötet wird, fasst Melvin den Plan, dem unheimlichen Treiben des Rippers ein Ende zu setzen. Doch das gestaltet sich natürlich deutlich schwieriger, als geplant, denn skrupellose Mächte treiben ihrerseits ihr Unwesen in den Straßen der Stadt. Auch sie sind auf der Jagd. Allein hat Melvin so gut wie keine Chance und mehr als einmal gerät er in Lebensgefahr. Das Blatt wendet sich, als der Junge mehr oder weniger unfreiwillig eine Gruppe von Männern trifft, die alles andere als gewöhnliche Leute sind. Gemeinsam gehen sie die Unternehmung an, den Ripper in den düsteren, nebligen Straßen Londons zur Strecke zu bringen…
Düster und bedrohlich, trost- und erbarmungslos, aber auch hoffnungsvoll und voller Leben – so erweckt Patrick Hertweck in seinem neusten Jugendroman das viktorianische London zum Leben. Gemeinsam mit seinem Protagonisten erleben die Leser*innen die Hauptstadt Englands jener Tage sehr lebendig und voller unterschiedlicher Gestalten. Langsam baut der Autor in der chronologisch nach Tagen geordneten Handlung immer mehr Spannung auf, während Melvin in das Geheimnis um Jack the Ripper hinein gezogen wird und seine Lösung schließlich auf seine persönliche Agenda setzt. Immer wieder springt die Handlung zwischen den einzelnen Erzählsträngen hin und her, was das Buch inhaltlich sehr locker hält. Dabei tauchen immer mehr Figuren auf, die keine normalen Menschen sind. Und so vermischen sich historischer Abenteuerroman und Fantasyroman schließlich zu einer mitreißenden und spannenden Geschichte. Für gruslige Stimmung und (für die damalige Zeit authentische) Trostlosigkeit ist ausreichend gesorgt, doch der Autor lässt seine Figuren nicht an ihrem Schicksal verzweifeln, sondern tapfer weiter kämpfen. Eine kleine Spur Liebesgeschichte darf in einer solchen Erzählung natürlich nicht fehlen. Der interessante Schreib- und Erzählstil trägt zusätzlich dazu bei, dass Hertweck mit „Der letzte Rabe des Empire“ ein wirklich unterhaltsamer Jugendroman gelungen ist, den es lohnt, zu lesen.