Autorin: Liza Grimm
Titel: Die Götter von Asgard
Genre: Urban Fantasy
Erscheinungsjahr: 2018
Verlag: Knaur
Für die junge Münchner Studentin Ray läuft es im Leben gerade nicht sonderlich gut. Sie ist drauf und dran, ihr zweites Studium abzubrechen und weiß nicht mehr so recht weiter. Ihre Familie ist ihr da auch keine Hilfe – ihre Eltern ahnen nichts und ihrer perfekten Schwester, die schon immer in allem besser war als Ray, kann sie sich auch nicht anvertrauen. Da begegnet Ray der schönen und selbstbewussten Kara, die ihr kurzerhand vorschlägt, sie nach Berlin zu begleiten, um Musik zu machen. Da Ray eigentlich nicht studieren, sondern schon immer Sängerin werden wollte, stimmt sie zu, ohne nachzudenken.
In der Hauptstadt angekommen lernt Ray Karas allesamt recht schrägen Bekannten kennen, die seltsame Namen tragen. Als Rays Misstrauen wächst, gibt sich Kara schließlich zu erkennen: In Wirklichkeit ist sie eine Walküre aus Asgard, die nach Midgard gekommen ist, um Ray zu beschützen. In Ray sehen die Götter nämlich diejenige, mit der sich eine uralte Prophezeiung erfüllt, nach der die bekannte Götterwelt ein Ende finden wird. Darum, so Kara, sind die Götter nun hinter Ray her. Die hält Kara für verrückt, nicht ahnend, dass ihr eine Reise durch mehrere Welten bevorsteht, wie sie wohl kein Sterblicher vor ihr je gemacht hat…
Auf rund 300 Seiten erzählt Liza Grimm die Geschichte einer jungen Frau, deren bisheriges Leben alles andere als von Erfolg gekrönt war, der es jedoch vorbestimmt ist, eine Heldin zu sein. Es ist eine Erzählung die zeigt, wie aus Selbstzweifeln und Angst mit der Zeit Selbstsicherheit und Mut werden können. Denn echte Helden wollen eigentlich gar keine sein, sondern lieber etwas Anderes – zum Beispiel Sängerin. Sie werden nicht als Helden geboren, sondern wie jeder Mensch. Bis das Schicksal dazwischenfunkt und sie zwingt, neue Seiten an sich zu entdecken und über sich hinaus zu wachsen.
Im Buch begegnen uns viele altnordische Sagengestalten und mythische Wesen – Göttervater Odin und seine Söhne Thor und Tyr, der verschlagene Loki und diverse andere, gefolgt von Werwölfen, Nachtmahren, Eisriesen und Geistern. Es ist ein Ausflug tief in die nordische Mythologie, die sich hier allerdings ganz anders darstellt, als man das vielleicht aus der Edda kennt, der berühmten Sammlung alter Heldensagen. Denn auch die Götter der nordischen Mythologie sind in ihren Eigenarten und ihrem Charakter allzu menschlich und kämpfen nicht nur mit-, sondern oft auch gegeneinander. Im Zentrum der Erzählung steht Rays Entwicklung von der „Looserin“ zur „Heldin“, während sich auch eine kleine Liebesgeschichte anbahnt.
Das Buch ist in einem sympathischen Stil geschrieben, der sich gut lesen lässt. Ein wenig entsteht der Eindruck, dass die Protagonistin Gefahren und Strapazen mitunter zu leicht meistert – doch sie hat immer etwas Hilfe und manchmal gehört eben auch etwas Glück dazu. Das Ende macht neugierig auf die Fortsetzung und gibt dem Leser das Gefühl, dass es dann erst so richtig losgeht. Und schließlich haben Heldinnen niemals Feierabend…