Autor*in: Marie Graßhoff
Genre: Science-Fiction, Cyberpunk
Erscheinungsjahr: 2021
Verlag: Lübbe
Im Jahr 2100 hat moderne Technik das Leben der Menschen längst revolutioniert. Sie kommunizieren mithilfe von Gehirnimplantaten, die es auch ermöglichen, sich miteinander zu verbinden und mehr zu teilen, als nur Informationen. Die junge Atlas arbeitet bei einem der führenden Entwickler der sogenannten „Hive Mind“ Technologie. Doch sie führt auch ein geheimes Leben, in dem sie nachts mit Erinnerungen handelt, die sie aus Implantaten stiehlt. Denn sie weiß, wie sie an die Daten Anderer kommt, was sie zu etwas Besonderem macht. Als sie vom Tod eines kompletten Hive von Individuen erfährt, macht sie sich im Auftrag eines Kunden auf die Suche nach dem Mörder. Und sticht in ein Wespennest. Bald schon ist nicht nur die Polizei auf ihren Fersen, sondern auch eine Terrororganisation und ein Syndikat mächtiger Konzerne. Beim Versuch, ihren Hals aus der Schlinge zu ziehen und aus dem Auftrag auszusteigen erfährt Atlas, dass sie selbst viel tiefer in den seit Jahrzehnten andauernden Konflikt zwischen Industrie und Umweltterroristen verstrickt ist, als sie je hätte ahnen können…
Im Zentrum von Marie Graßhoffs ebenso dystopischer wie actionreicher Zukunftsvision steht die Protagonistin Atlas, die mit ihren besonderen Fähigkeiten weitaus mehr Möglichkeiten hat, als der durchschnittliche Mensch der Zukunft. Neben ihr gibt es natürlich noch einige Mitstreiter*innen und andere Figuren, die jedoch vergleichsweise untergeordnete Rollen spielen. Erzählt wird aus der Sicht der Protagonistin, deren Gedanken, Gefühle und Sinneseindrücke das Tempo der Geschichte bestimmen. Und das wird gefühlt im Laufe der Erzählung immer schneller. Ab einem gewissen Punkt überschlagen sich die Ereignisse quasi, was aber keineswegs eine Schwäche des Romans ist. Vielmehr passt es zum Feeling einer Zukunft, in der riesige Datenmengen rasch zwischen Individuen transferiert werden können und die Vielfalt der Sinneseindrücke schier unendlich sein kann. Einige überraschende Zusammenhänge werden erst im letzten Teil der Geschichte enthüllt und sorgen für interessante Plot Twists und neue Perspektiven auf die Handlung. Wer sich in der ersten Hälfte des Buches mit Erzählweise und -tempo anfreunden konnte, kommt im zweiten in jedem Fall auf seine Kosten. Und auch das Ende hat es in sich. Neben einer spannenden Geschichte kann man aus dem Roman obendrein noch eine Warnung ableiten, nämlich davor was geschehen könnte, wenn wir uns aufgrund unseres Umgangs mit Technologie zukünftig noch viel abhängiger, gläserner und verwundbarer machen.