Titel: Das Dunkel von Mirandor
Autor: Olaf Raack
Genre: High Fantasy
Erscheinungsjahr: 2020
Verlag: Self Publishing
Ein brüchiger Frieden herrscht seit einigen Jahren zwischen den Völkern Mirandors. Elfen, Menschen, Orks, Zwerge und Andere leben scheinbar friedlich auf ihren Territorien. Doch nur zum Schein, denn eine dunkle Macht plant, den brüchigen Frieden zu zerstören und ganz Mirandor ins Chaos zu stürzen…
Als König Herad von Ischklat von Attentätern in der Gestalt von Elfen ermordet wird, soll dies unzweifelhaft alte Konflikte zwischen den Völkern der Menschen und der Elfen wiederbeleben. Doch die Mörder waren keine Elfen, sondern Angehörige des ebenso seltenen wie gefährlichen Volkes der Gestaltwandler. Und so wird der junge, unerfahrene Trojan, ehemalig Adjutant des Königs und zuständig für diverse Aufgaben in dessen Umfeld bei Hofe, mit der Aufklärung der Hintergründe des Mordes betraut. Ihm zur Seite stellt man Lombar, einen grobschlächtigen, abgehalfterten Söldner, der das „Pech“ hatte, zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein und einen der Attentäter zu erwischen. Zunächst müssen die beiden jedoch einen Konflikt mit den Elfen Felingors verhindern. Schon auf der Reise dorthin werden Trojan, Lombar und ihre Eskorte von einem der Gestaltwandler heimgesucht. Nur mit Glück und der Hilfe der Elfen schaffen es wenige Überlebende ins Reich der Spitzohren. Und damit ist die Sache noch lange nicht überstanden, denn nach der Erneuerung des Bündnisses mit Felingor gilt es, die Urheber des Attentats dingfest zu machen. Was Trojan und Lombar nun bevorsteht, ist eine ebenso beschwerliche wie lebensgefährliche Reise durch beinahe alle Lande Mirandors, auf der sie sich nicht nur mit den Gestaltwandlern, sondern auch mit deren Schergen auseinandersetzen müssen. Orks, Kobolde, Gnolle und andere bestialische Zeitgenossen trachten ihnen nach dem Leben. Ihnen zur Seite stehen der elfische Schwertmeister Alamandor, seine Schülerin Nerindil, der Naturmagier Ras-Talaar und die Elfenkriegerin Wylindil. Doch der Weg ist weit, die Gefahren zahlreich und nicht alle werden die große Unternehmung überleben, bei der das Schicksal Mirandors entschieden wird…
Mit einem kleinen Knall erschien Olaf Raack zu Beginn des Jahres mit seinem ambitionierten Erstlingswerk in der Welt der Fantasyliteratur. Sein über 700 Seiten starker Band erzählt eine ebenso bewegte wie spannende Geschichte und entführt den Leser in die sagenumwobene Welt Mirandor mit ihren gefährlichen, weitläufigen Wäldern, ihren geheimnisumwitterten Bergen und felsigen Wüsten. In prachtvolle Städte und dunkle Gewölbe tief unter der Erde, in denen viele Gefahren lauern. Dabei begegnen uns etliche Völker, die man aus verschiedenen Fantasy-Settings kennt. Diverse Kulturen der Menschen neben Elfen, Zwergen, Trollen, Orks, Kobolden, Gnollen, Drachen, Wandlern und Dämonen und einigen Monstern aus der Feder des Autors. Raack gelingt es, eine sehr umfangreiche Handlung mit etlichen Figuren, Orten und vielen Geschehnissen flüssig und unterhaltsam in Szene zu setzen. Im Bereich der Newcomer unter den deutschen Fantasy-Autoren sticht er damit sicherlich hervor, auch weil seine Erzählung keine Längen hat. Flink springt der Autor zwischen seinen Erzähl-strängen hin und her, wechselt dabei häufig aus der Perspektive einer seiner Figuren in die einer anderen und schafft es dennoch, nicht zu verwirren.
Natürlich hat der Roman, wie fast jeder Erstling, auch seine Schwächen. So würde sich der eine oder andere Leser vielleicht mehr Tiefe bei den Figuren wünschen oder andere eine echte Liebesgeschichte vermissen. Nichtsdestotrotz überzeugt „Das Dunkel von Mirandor“ durch seine lockere Erzählweise, eine gute Portion Witz, viel Action (!) und die allenthalben spürbare Kreativität des Autors. All das macht den Roman zu einem Geheimtipp für alle, die klassische Fantasy-Abenteuer und kampflastige Rollenspiel-Kampagnen lieben. Ich bin gespannt, was wir von Olaf Raack nach einem solchen Debüt noch alles lesen werden. Und ich freue mich darauf.