Titel: Land unter
Autor: Dieter Rieken
Genre: Dystopie / Science Fiction
Erscheinungsjahr: 2020
Verlag: p.machinery
Deutschland 2060. Die Klimakatastrophe ist über Europa herein gebrochen, der Meeresspiegel ist stark angestiegen und sommerliche Dürreperioden sind mittlerweile normal. Doch schlimmer als der Klimawandel war ein Anschlag auf die Deiche, die weite Teile der Republik vor den Fluten der Nordsee schützen sollten. Nach der Explosion mehrerer gut platzierter Bomben wurden der Norden Deutschlands und große Teile Hollands binnen kürzester Zeit überflutet. Ganze Städte sind versunken, Millionen Menschen umgekommen. In der Folge ist der deutsche Staat beinahe bankrott, zahlreiche, über einige Jahre laufende Hilfs- und Wiederaufbauprogramme haben die Finanzen ausgelaugt. Auch die Wirtschaft stagniert seit Jahren und in Berlin regiert inzwischen eine rechtsgerichtete Regierung. Nur wenige Menschen sind in ihre angestammte Heimat zurückgekehrt, die unter den Wassermassen der Nordsee begraben liegt. Einer von ihnen ist Enno, der für einen Energiekonzern Wartungsarbeiten an Offshore-Windturbinen durchführt. Es ist ein recht einfaches Leben, das der junge Techniker und seine Freunde inmitten der versunkenen Ortschaften führen. In den oberen Stockwerken von Wasser umgebener Hochhäuser, in alten Leuchttürmen und Schiffswracks, in denen sie sich eingerichtet haben. Ringsumher nur die See. Doch dann erfährt Enno durch Zufall von den Hintergründen und Drahtziehern des Terroranschlags, der die Katastrophe auslöste. Und auch die Drahtzieher, skrupellose Kriminelle, werden auf ihn aufmerksam. Rasch ist klar, dass Enno und seine Freunde untertauchen müssen, um aus der Schussbahn von Kampfdrohnen und Auftragskillern zu verschwinden…
Dieter Riekens teilweise düstere Zukunftsvision von einem Deutschland in 40 Jahren ist auf verschiedene Weise interessant. Gekonnt zieht der Autor aus heutigen Verhältnissen und dem Weltgeschehen Rückschlüsse auf die klimatische, technische und politische Situation in einigen Jahrzehnten. So erschafft er ein wohl recht authentisches Deutschland des Jahres 2060. Schnell wird man beim Lesen warm mit Riekens Protagonisten Enno, seinen alles andere als gewöhnlichen Freunden Hose, Tine und Warner, dem alten, geheimnisvollen Piet und der etwas rastlosen Schlepperkapitänin Chris. Zusammen trotzen sie nicht nur den Gefahren einer entfesselten Nordsee, sondern auch ihren Widersachern in Person des skrupellosen Geschäftemachers Adrian und seines Verbündeten, des Berliner Clanchefs Tarik. Die gekonnte Mischung aus Dystopie und Kriminalroman, gewürzt mit einer Prise Heimatliebe, liest sich flüssig von Anfang bis Ende, baut langsam immer mehr Spannung auf und hält am Ende noch einige überraschende Enthüllungen bereit. Man kann mit gutem Gewissen sagen, Riekens Erstling ist ihm gut gelungen. Ein weiterer Leuchtturm im Meer der SciFi-Literatur.