Titel: Schwarzer Leopard, roter Wolf
Autor: Marlon James
Genre: Fantasy / Fiction
Erscheinungsjahr: 2019
Verlag: Heyne
Sucher ist ein Jäger. Er kann Gerüche über viele Meilen verfolgen und ist daher bestens für seinen neuen Auftrag geeignet. Denn Sucher soll einen Jungen finden, der vor Jahren spurlos verschwunden ist. Also nimmt der Jäger die Fährte auf. Es ist der Beginn einer langen und gefährlichen Reise quer durch mehrere Länder, durch die Steppen und Wälder eines mythischen Afrika, zu magischen Wesen und verschiedenen Völkern.
Auf seinem Weg begegnet Sucher den unterschiedlichsten Charakteren, darunter Dämonen, Wandlern, Hexen, Riesen und vielem mehr… manche werden seine Begleiter, mit anderen muss er blutige Kämpfe austragen. So wird die Suche nach dem Jungen zur größten, zur wichtigsten und gleichzeitig schwersten Mission in Suchers Leben.
„Schwarzer Leopard, roter Wolf“ wird in der Literaturszene vielerorts in den höchsten Tönen gelobt und allzu gern mit Werken wie „Game of Thrones“ oder sogar „Herr der Ringe“ verglichen. Doch werden diese Vergleiche dem Buch nicht gerecht, denn sie wecken falsche Erwartungen.
Marlon James erschafft in seinem Werk eine äußerst lebendige Welt, die alte, afrikanische Religion und Volksmythen sehr gelungen miteinander verbindet. Allerdings bedient er sich zu großen Teilen einer recht derben, mitunter durchaus ekligen Ausdrucksweise, die er seinem Protagonisten Sucher in den Mund legt. Beschrieben werden dabei nicht nur diverse Sexszenen, sondern auch sehr blutige Kämpfe.
Sucher nimmt also kein Blatt vor den Mund und erzählt die Geschichte seiner großen Jagd nach dem Jungen obendrein auf eine teilweise recht einfältige Art und Weise. Ein klein wenig möchte man dabei an ein Kindermärchen denken und irgendwie passt es recht gut zur Geschichte. Allerdings muss man auf den über 800 Seiten des Werkes schon ein wenig darauf achten, bei der Vielzahl von Orten und Figuren nicht durcheinander zu kommen. Begleitet wird der Protagonist von einem Gestaltwandler, der mal als Mensch, mal als Leopard daher kommt, von einer Hexe und einem Riesen, der allerdings nicht gern als solcher bezeichnet wird.
Alles in allem kommt „Schwarzer Leopard, roter Wolf“ in einer sehr flüssigen Sprache daher, sodass die Seiten meist rasch dahin schmelzen. Der Roman bietet interessante Einblicke in die afrikanische Mythologie und vieles darüber hinaus. Über weite Teile wirkt er aber eher wie die Niederschrift eines psychedelischen Drogenrausches, als wie der Auftakt einer Fantasy-Trilogie, der er eigentlich darstellt. Gewöhnungsbedürftig, ein wenig verstörend, aber auf keinen Fall schlecht. Wem ich den Roman empfehlen würde? Grundsätzlich jedem, aber ebenso die Lektüre einer Leseprobe im Vorfeld, denn Marlon James ist keine leichte Kost.