Rabenprinz

Titel: Rabenprinz
Autor: Margaret Rogerson
Genre: Fantasy / Romantasy
Erscheinungsjahr: 2020
Verlag : cbj

Isobel ist eine Portraitmalerin. Und nicht irgendeine – seit einiger Zeit zählt sie sogar diverse Elfen zu ihren Kunden. Angehörige jenes unsterblichen und auf schreckliche Weise schönen Volkes, das die Dienste der Menschen mit Zaubern entlohnt. Und vor dem man sich in Acht nehmen muss, denn ein schlecht formulierter Handel bringt einen Zauber hervor, an dem niemand lange Freude hat.

Eines Tages wird Isobel die baldige Ankunft des elfischen Herbstprinzen angekündigt, den die Menschen in ihrer Heimatstadt Whimsy seit Jahrhunderten nicht mehr zu Gesicht bekommen haben. Auch er möchte nun von Isobel porträtiert werden. Und die junge Frau kommt dem Wunsch des geheimnisvollen, etwas arroganten und äußerst mächtigen Prinzen nach. Sie malt ein Meisterwerk, das ihren Auftraggeber jedoch so sehr aus der Fassung bringt, dass er sie mit an seinen Hof nehmen will, um über sie Gericht zu sitzen. Denn Isobel hat hinter die Maske gesehen, die Rook, der Herbstprinz, trägt und ihn mit menschlichen Gefühlen verewigt. Ein Affront, der ihn seine Stellung in der Welt der Elfen kosten könnte und Isobel ihr Leben. Und so muss Isobel Rook in seine Welt folgen – eine geheimnisvolle, sich dem Willen der magischen Elfenprinzen beugende Welt, in der zahllose Gefahren lauern, allen voran der mächtige Erlkönig, der vom Sommerhof aus über alle Elfen herrscht…

Margaret Rogerson hat ein bemerkenswertes Buch geschrieben, in verschiedener Hinsicht. Da wäre zum Einen ihre Darstellung der Elfen, die nicht im eigentlichen Sinne schön sind, sondern ihre Magie, genannt „Glimmer“ nutzen, um ein Äußeres vorzugaukeln, das bei den Menschen Bewunderung hervorruft. Darunter sind sie etwas Anderes, mehr schrecklich als schön, mehr grausam, launisch und gleichgültig als freundlich oder ehrlich. Selbstverliebt und aus purer Langeweile heraus vergnügungssüchtig. Durch ihre Unsterblichkeit empfinden sie die Dauer eines Menschenlebens eher als einen unbedeutenden, winzigen Moment in der Ewigkeit ihres Seins. Und dennoch werden sie von den Sterblichen vergöttert.
Sehr stimmig ist zum Anderen die Darstellung der in Frühling, Sommer, Herbst und Winter unterteilte Welt – die keine Jahreszeiten in unserem Verständnis darstellen, sondern Elfenreiche. Und wie denen, die durch sie wandeln, hängt auch ihnen etwas Schreckliches, Verdorbenes an, das den Menschen rasch zum Verhängnis werden kann. Durch sie streift die Wilde Jagd ohne Unterlass auf der Suche nach Beute, hier und dort erheben sich Tote zu Elfenbestien, die die sterblichen heimsuchen. Und tief in den magisch wogenden Wäldern gibt es geheimnisvolle Orte wie den Grünen Brunnen, aus dem zu trinken Unsterblichkeit verheißt.
Und schließlich ist „Rabenprinz“ ebenso die Geschichte einer unmöglichen Liebe zwischen einem Elfenprinzen und einer jungen Frau, die nicht sein darf, weil sie gegen das Gesetz verstößt und eigentlich nur Leid und Tod zur Folge haben kann. Und dennoch halten beide daran fest, kämpfen dafür unter Einsatz ihres Lebens, auch wenn dieser Kampf von Anfang an hoffnungslos erscheint. Das verheißt längst nicht nur zaghafte Romantik, sondern auch eine Menge Drama und Spannung bis zum Schluss.

Summa summarum kann man dieses Buch allen Fans gut geschriebener Romantasy, verwunschener Welten voller schaurig-schöner Wesen und einer großen Portion Magie nur wärmstens ans Herz legen. Und vielleicht sollte man es besser heute lesen als morgen, denn ein Menschenleben ist schließlich nur ein Lidschlag angesichts der Ewigkeit und womöglich erklingt schon bald ein Horn über den Wäldern…

Author: nickvs

Schreibe einen Kommentar